Bremerhaven

Fette Rohre und heikle Schleusung: Warum dieses Schiff wichtig für unser Gas ist

Mehrere Monate lag das schwimmende Gasterminal, die „Transgas Force“, bei der Lloyd Werft. Dort wurde es für den nächsten Einsatz fit gemacht. Jetzt hat das Schiff, das im Februar die Arbeit in Stade aufnehmen soll, Bremerhaven verlassen.

Die „Transgas Force“ hat Bremerhaven am Mittwochmorgen im Schneegestöber per Dockschleusung verlassen.

Die „Transgas Force“ hat Bremerhaven am Mittwochmorgen im Schneegestöber per Dockschleusung verlassen.

Das schwimmende LNG-Terminal „Transgas Force“ hat die Lloyd Werft Bremerhaven verlassen. Seit Ende Juli ist das schwimmende Gasterminal dort gewesen, um für den anstehenden Einsatz als LNG-Importanlage vorbereitet zu werden.

Im Dezember will die Niedersächsische Hafengesellschaft N-Ports den 300 Millionen Euro teuren Bau in Stade-Bützfleth in Betrieb nehmen. Ab diesem Winter soll die FSRU „Transgas Force“, ihre Arbeit aufnehmen, das tiefgekühlte LNG regasifizieren und ins deutsche Gasnetz einspeisen.

In Bremerhaven stand vor allem der Umbau im Rohrleitungsbereich auf der Agenda, wie Friedrich Norden, Geschäftsführer der Lloyd Werft, erklärt. „Bei den Arbeiten ging es hauptsächlich um den Neubau einer Übergabestation auf der Steuerbordseite des Schiffes für den Einsatz in Stade. Dabei wurden Rohrleitungen mit einem deutlich größeren Durchmesser verbaut, wie wir sie bislang im Rohrleitungsbau im Schiffbau kannten“ sagt Norden.

Dockschleusung war eine knappe Kiste

Bei Stauwasser hat die „Transgas Force“ gegen 5 Uhr am Mittwochmorgen die Kaiserschleuse per Dockschleusung passiert. Das 294 Meter lange und 47 Meter breite Schiff hätte zwar allein gerade so durch die 305 Meter lange Kaiserschleuse gepasst, doch dann wäre kein Platz mehr für die Assistenzschlepper gewesen.

Bei gleichem Wasserstand zwischen der Weser und dem Hafenbecken konnten dann beide Schleusentore gleichzeitig geöffnet werden. Rund 30 Minuten dauerte das Ganze.

Sicherste und umweltfreundlichste Schiffe ihrer Art

Im vergangenen Jahr hatte der Energiekonzern Uniper die Vercharterung zweier Floating Storage and Regasification Units (FSRU) unter dem Management von Dynagas an das Bundeswirtschaftsministerium bekannt gegeben, um die Gasversorgung Deutschlands zu diversifizieren. Dabei handelt es sich neben der „Transgas Force“ um das baugleiche Schwesterschiff „Transgas Power“.

Beide wurden 2021 vom chinesischen Schiffbaukonzern Hudong-Zhonghua für die griechische Reederei Dynagas gebaut. Beide Schiffe gehören nach Angaben von Uniper zu den sichersten und umweltfreundlichsten ihrer Art und verfügen über eine Gesamtkapazität von bis zu 7,5 Milliarden Kubikmeter Erdgas pro Jahr sowie eine LNG-Speicherkapazität von 174.000 Kubikmetern. Die kombinierte Kapazität entspricht etwa 30 Prozent der bisherigen russischen Gasimporte nach Deutschland.

Wofür werden FSRU benötigt?

Flüssiggas, auch Liquified Natural Gas (LNG) genannt, ist Erdgas, das durch Druck und Kälte verflüssigt worden ist. Es wird bei minus 162 Grad flüssig und sehr kompakt: Sein Volumen verkleinert sich dann im Verhältnis 600 zu 1.

LNG gilt derzeit als einzige Möglichkeit, Deutschland rasch von Russlands Gaslieferungen unabhängig zu machen. 200 Schiffsladungen LNG würden ein Drittel des deutschen Jahresbedarfs decken.

Um das LNG wieder „Rück-Vergasen“ benötigt man spezielle LNG-Terminals, große industrielle Anlagen an Land, in denen das Flüssiggas erwärmt und damit wieder in Gas verwandelt wird. Erst dann kann das Gas in das Fernleitungsnetz eingespeist werden.

Wilhelmshaven hat erstes deutsches LNG-Terminal

Die Kapazitäten des geplanten LNG-Terminals im Stader Seehafen sind seit Ende November vollständig vermarktet. Der tschechische Staat hat sich Kapazitäten im künftigen landbasierten LNG-Terminal in Stade gesichert. Gemeinsam mit der Regierung habe der teilstaatliche Energiekonzern CEZ vertraglich die jährliche Nutzung von zwei Milliarden Kubikmetern Erdgas vereinbart, teilte ein Regierungssprecher mit. Das sei mehr als ein Viertel des derzeitigen Jahresverbrauchs in Tschechien. Die Vereinbarung gilt den Angaben zufolge ab 2027 zunächst für 15 Jahre mit einer Verlängerungsoption um 25 Jahre - inklusive der späteren Umstellung auf Ammoniak-Lieferungen.

Damit sind die geplanten Stader LNG-Kapazitäten vollständig vermarktet. Zuvor hatten sich bereits die beiden deutschen Energieversorger EnBW und SEFE langfristige Importrechte in Höhe von sechs beziehungsweise vier Milliarden Kubikmetern pro Jahr gesichert. Auch diese Buchungen sind mit der Option auf Ammoniak umzustellen zukunftsflexibel ausgestaltet. Weitere 1,3 Milliarden Kubikmeter werden entsprechend den regulatorischen Vorgaben für den Spotmarkt bereitgehalten. Die Gesamtkapazität des Terminals beläuft sich auf 13,3 Milliarden Kubikmeter Erdgas pro Jahr.

Auf dem Schiff wird Flüssiggas gelagert.

Auf dem Schiff wird Flüssiggas gelagert. Foto: Scheer

Da war gute Planung nötig.

Da war gute Planung nötig. Foto: Scheer

Die Dockschleusung war eine knappe Kiste.

Die Dockschleusung war eine knappe Kiste. Foto: Scheer

Seit Ende Juli war das Schiff in Bremerhaven.

Seit Ende Juli war das Schiff in Bremerhaven. Foto: Scheer

Christian Eckardt

Autor

Christian Eckardt ist als freier Mitarbeiter für den Nordsee Medienverbund bestehend aus Nordsee-Zeitung, Kreiszeitung Wesermarsch und Zevener Zeitung tätig. Seine Berichte finden sich unter diesem Autorenprofil gesammelt wieder.

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