Bremerhaven Bauernproteste

Bauernprotest: Landwirte blockieren Hafen von Bremerhaven - Logistiker sauer

Am Montag haben die Landwirte stundenlang die nördliche Zufahrt zum Hafen in Bremerhaven blockiert. Horst Meyer (Land schafft Verbindung) erklärt, warum erneut protestiert wird. Die Hafenlogistik ist sauer, dass der Protest immer nur sie treffe.

Landwirte blockieren seit 16.30 Uhr auch die Zufahrt am Zolltor Roter Sand. Nur einzelne Fahrzeuge dürfen passieren.

Landwirte blockieren seit 16.30 Uhr auch die Zufahrt am Zolltor Roter Sand. Nur einzelne Fahrzeuge dürfen passieren. Foto: Gehrke

Mit zahlreichen Treckern haben die Landwirte die Zufahrt aus Richtung Weddewarden/Wurster Straße zugestellt. 30 Traktoren haben laut der Polizei in Bremerhaven blockiert – die Zufahrt aus Richtung Rotersand blieb erst noch frei, gegen 16.30 Uhr kam es auch dort zu erheblichen Verkehrsbehinderungen. Die Polizei war mit den Protestlern im Gespräch und erwirkte, dass die Landwirte immer wieder Lastwagen in den Hafen fahren lassen. Bremerhavener Transportunternehmer sind dennoch sauer und fragen: „Warum trifft es immer uns?“

Die Protestler vor Ort wollten zunächst keine Stellung beziehen, haben aber eine schriftliche Stellungnahme angekündigt.

Gegen 18.30 Uhr löste sich die Versammlung der Landwirte an der Zufahrt in Weddewarden auf. Am späteren Abend kam es zu einer neuen Versammlung im Bereich Wurster Straße/Amerikaring.

Horst Meyer erklärt den Hintergrund

Horst Meyer, Sprecher von „Land schafft Verbindung“, war zunächst nicht vor Ort. Er weiß aber, warum die Proteste der Landwirte erneut aufflammen.

Das Vier-Augen-Gespräch zwischen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und dem Präsidenten des Bauernverbandes, Joachim Ruckwied, am Wochenende habe keine Annäherung ergeben. „Wir sind immer noch nicht Teil der politischen Debatte, es wird über uns gesprochen, nicht mit uns“, kritisiert Meyer.

Die Landwirte sollten in hohem Maße an der Haushaltskonsolidierung beteiligt werden, aber ohne Rücksprache. So werde mit anderen Berufsverbänden nicht umgegangen. Die Landwirte möchten mit an den Tisch und Vorschläge machen: „Wo wir Sparpotenzial sehen, das uns nicht derart wehtut“, sagt Meyer.

Es gibt Pläne für weiteren Protest, die Zeit dränge

Er selbst plante, sich am Nachmittag der Blockade anzuschließen und sagt, dass es zumindest Pläne für weitere Aktionen gibt. Denn den Landwirten bleibe nicht mehr viel Zeit, bevor das arbeitsintensive Frühjahr beginne. Deshalb sei jetzt die Zeit, aktiv gegen die Pläne zu protestieren, erklärt er.

Doch mit einer erneuten Hafenblockade scheinen die Landwirte Unterstützer zu verlieren. Die Transportunternehmer hatten in Berlin noch Seite an Seite mit den Bauern gestanden, doch jetzt sind sie sauer.

So wie Siegward Glomb vom gleichnamigen Bremerhavener Containerdienst: „So sehr eure Forderungen auch auf Verständnis unserer Branche stoßen, so sehr sind wir als Spediteure mittlerweile wütend darüber, dass immer wieder der Hafen blockiert wird. Ihr trefft die Falschen!“, beklagt der Unternehmer.

Spediteur verliert fünfstellige Summen

Der Hafen sei nicht die Regierung. „Allein unser Unternehmen kostet jeder einzelne Tag der Blockade eine fünfstellige Summe“, sagt der Spediteur. Und dreht den Spieß um: „Wie würdet Ihr es finden, wenn wir Spediteure während der Erntezeit gegen die Mauterhöhung demonstrieren und tage- und wochenlang mit unseren Lastwagen Hof- und Ackerzufahrten blockieren?“

Auch Eurogate schreibt in einer Mitteilung an die Kunden und Partner, dass die Blockade zu erheblichen Störungen geführt habe und man eine Blockade der Häfen für unverhältnismäßig halte.

Glomb und weitere betroffene Spediteure und Hafenbetriebe fühlten sich von den zuständigen Behörden in Bremen und Bremerhaven mit dem Thema allein gelassen. Man überlege, ob man rechtliche Schritte gegen einzelne Landwirte einleiten könne. Glomb hat einen deutlichen Appell für die Protestler: „Kippt euren Mist und eure Gülle vor die Rathäuser oder den Bundestag, aber lasst endlich die Hafenbetriebe in Ruhe arbeiten, sonst erwartet keine Solidarität.“

Trecker blockieren Jade-Weser-Port

Die Blockade in Bremerhaven war nicht die Einzige. Auch die Zufahrten zum Jade-Weser-Port waren blockiert. Dort standen rund 20 Trecker.

Weitere Proteste in Hamburg

Die Proteste der Landwirte haben den morgendlichen Berufsverkehr in Hamburg an mehreren Stellen zum Stillstand gebracht. So war am frühen Morgen die Köhlbrandbrücke kurzzeitig dicht, kurz vor 9 Uhr hatte sich der Verkehr dort aber schon wieder normalisiert, wie ein Sprecher der Polizei am Montag in Hamburg sagte.

Im Süden Hamburgs mussten die Auto- und Lastwagenfahrer dennoch weiter viel Geduld mitbringen. Rund um die Finkenwerder Straße hätten Traktoren die Kreuzung blockiert. „Das hat natürlich gravierende Auswirkungen“, so der Sprecher weiter. Die Zu- und Abfahrt zur A7 an der Auffahrt Waltershof sei nicht möglich, teilte die Polizei zudem auf X (vormals Twitter) mit.

Vereinzelt machten die Bauern am Montag Platz und ließen einige Lkw durch die Blockade fahren.

Vereinzelt machten die Bauern am Montag Platz und ließen einige Lkw durch die Blockade fahren. Foto: Scheer

Mit mehreren Traktoren stellten die Landwirte die Straße zu.

Mit mehreren Traktoren stellten die Landwirte die Straße zu. Foto: Scheer

Kaum Durchkommen: Überraschend blockierten die Landwirte am Montagmorgen eine Hafenzufahrt.

Kaum Durchkommen: Überraschend blockierten die Landwirte am Montagmorgen eine Hafenzufahrt. Foto: Scheer

Viele Pendler traf die Spontan-Blockade unerwartet.

Viele Pendler traf die Spontan-Blockade unerwartet. Foto: Scheer

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