Das bedeutet das neue Heizungsgesetz für Bremerhavener
Das neue Heizungsgesetz gilt seit Januar, die Solardachpflicht kommt ab Juli. Für Bremerhavener ist es schwer, den Überblick zu behalten. Heinfried Becker von der Klimaschutzagentur Energiekonsens spricht über Wärmepumpen, Solardächer und Förderungen.
Herr Becker, was sind die wichtigsten Veränderungen für das Jahr 2024? Die Novellierung des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) durch die Bundesregierung ist durch, das haben ja vermutlich alle mitbekommen, und ist seit Januar in Kraft. Die endgültige Version des Gesetzes ist aus meiner Sicht handwerklich gut gemacht und ein wichtiger Schritt auf dem Weg hin zu einer klimaneutralen Wärmeversorgung. Wichtig ist: Heizungsbesitzer, bei denen ein Austausch der Heizung ansteht, sollten diesen gut vorbereiten.
Was sagt das neue Heizungsgesetz genau? Es sieht generell vor, dass von 2024 an jede neu eingebaute Heizung zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden muss. Für bestehende Gebäude und Neubauten außerhalb von Neubaugebieten gibt es Übergangsfristen. Außerdem müssen zuerst die kommunalen Wärmeplanungen erstellt werden. Die gibt es bislang sowohl für Bremerhaven als auch für Bremen nicht, beide sollen ab 2026 vorliegen. Solange ist die 65-Prozent-Regelung im Bestand ausgesetzt.
Macht es noch Sinn, sich eine Gas- oder gar Öl-Heizung einbauen zu lassen. Der Gaspreis ist doch jüngst wieder gesunken? Ohne verabschiedete Wärmeplanung ist es grundsätzlich weiterhin erlaubt, jede Art von Heizung einzubauen. Sogar eine Öl-Heizung. Ich rate allerdings dazu, sich für eine nachhaltige Lösung zu entscheiden. Ich würde direkt auf eine Erfüllungsoption mit 100 Prozent erneuerbare Energien umstellen. Ein zentraler Baustein für die urbane Wärmeversorgung wird der Anschluss von Quartieren an ein Fern- oder Nahwärmenetz sein. Die Umstellung dieser Netze auf eine klimaneutrale Versorgung wird dabei eine gewaltige Herausforderung für die Energieversorger wie die SWB darstellen. Mit Blick auf die Einfamilienhäuser in Bremerhaven wird in mindestens 60 bis 70 Prozent der Fälle die Wärmepumpe die richtige Wahl sein, um damit die Gasheizung abzulösen. Dazu kommen sicherlich noch in kleinerem Maße Biomasse wie Holzpellets. Wer sich für eine neue Gasheizung entscheidet, muss sich darauf einstellen, dass ab 2029 ein steigender Anteil des Gases aus grünen Energien ersetzt werden muss.
Die Koalition in Bremerhaven möchte die Fernwärme ausbauen. Ist das auch eine Alternative? Auf jeden Fall! Wenn man in einem Gebiet wohnt, wo eine Fernwärme-Leitung verläuft, ist das die einfachste und in der Regel sinnvollste Lösung. Nach derzeitigem Planungsstand werden wir allerdings bei der Fernwärme nicht die ganz großen Zahlen im Land Bremen erreichen können. Sinnvoll ist Fernwärme für Gebiete mit einem hohen Bestand an älteren Mehrfamilienhäusern. Vielleicht schaffen wir den Sprung von 17 Prozent auf einen Anteil von 25 bis 30 Prozent. Auch die Fernwärme muss klimaneutral erzeugt werden. Für die Mehrheit wird aber die Wärmepumpe das Mittel der Wahl sein.
Mit einem umfangreichen Wasserstoff-Netz in Bremerhaven könnten neue Gasheizungen doch auf Wasserstoff umgestellt werden? Wir werden in den kommenden 15 Jahren sehr wahrscheinlich über kein Wasserstoff-Netz für die Wärmeversorgung in Bremerhaven verfügen.
Eine in der Fertigung befindliche Luft-Wasser-Wärmepumpe hängt in einer Werkshalle. Foto: Moritz Frankenberg
Eine Wärmepumpe ist nur in Gebäuden sinnvoll, die gedämmt sind und eine Fußbodenheizung haben - das hört man immer... Diese Aussagen sind lange überholt. Wärmepumpen können rein technisch jedes Gebäude beheizen. In einem gut gedämmten Haus wird es natürlich günstiger, weil der Stromverbrauch geringer ist. Derzeit ist es auch so, dass ausreichend Wärmepumpen vorhanden sind. Wartezeiten von bis zu einem Jahr gehören der Vergangenheit an. Der Flaschenhals sind jetzt die Handwerksunternehmen.
Worauf sollen Bremerhavener, die sich jetzt eine Wärmepumpe anschaffen, besonders achten? Die EU verbietet schrittweise synthetische Kältemittel in Wärmepumpen. Die erlaubten und geförderten natürlichen Kältemittel sind allerdings brennbar, was wiederum Auswirkungen auf den Aufstellort haben wird. Ich rate überhaupt dazu, sich frühzeitig Gedanken über die Platzierung zu machen. Auch wegen der Lautstärke der Wärmepumpe. Die Geräte werden allerdings immer leiser – es lohnt sich dennoch, in ein besonders leises Gerät zu investieren.
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