Zu Klatschmohn (Papaver rhoeas) habe ich eine besondere Beziehung. Kinderbetreuungseinrichtungen gab es in der 1950er-Jahren vor allem auf dem Land nicht. Mütter waren selbstverständlich zu Hause. Meine Mutter war dies als Lehrerin nicht. Da ihre und die Eltern meines Vaters weit weg von uns lebten, war sie auf Nachbarschaftshilfe angewiesen. So war sie sehr dankbar, dass Nachbarn bereit waren, sich um uns Kinder zu kümmern, wenn ihre beruflichen Verpflichtungen dies erforderten. Es entwickelten sich Beziehungen, die uns prägten, denn wir lernten kleine Welten kennen, die uns in der Dorfschule fremd waren: „Opa“ Flagge mit seiner berührenden Liebe für Waschbären in seinen Volieren, Wachteln in einem extra für Kanarienvögel und Sittiche am Haus hergerichteten Gewächshaus, in dem auch Landschildkröten ihr Zuhause hatten. Für sie hatte er in seinem mir als Kind gegenüber unserem Nutzgarten riesig erscheinenden Selbstversorgungsgarten extra ein jährlich ortswechselndes Klatschmohnbeet angelegt, weil die roten Blütenblätter seine Schildkröten begeisterten und er Mohn an seine gepanzerten Lieblinge verfüttern konnte, die sich auf die Pflanze stürzten, soweit behäbige Landschildkröten sich auf etwas stürzen mögen.
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