Tarmstedt

Wie die Kastrationspflicht das Leiden von Streunerkatzen in Tarmstedt beendet

Streunerkatzen führen ein hartes Leben. Sie leiden an Hunger, Krankheiten und sind oft verletzt. Zudem wächst ihre Population unkontrolliert. Tierärztin Nicola Ohlmann erklärt, warum die Kastrationspflicht hilft.

Rund 2 Millionen Streuner leben in Deutschland. Die unkastrierten Katzen vermehren sich unkontrolliert und führen ein Leben in Elend. In der Samtgemeinde Tarmstedt setzen sich Tierschützer für die Einführung der Kastrationspflicht ein.

Rund 2 Millionen Streuner leben in Deutschland. Die unkastrierten Katzen vermehren sich unkontrolliert und führen ein Leben in Elend. In der Samtgemeinde Tarmstedt setzen sich Tierschützer für die Einführung der Kastrationspflicht ein. Foto: picture alliance / dpa

Der Deutsche Tierschutzbund vermutet, dass es etwa 2 Millionen frei lebende Katzen in Deutschland gibt. Die meisten dieser Tiere leiden Hunger, sind krank und verletzt. Wie erleben Sie als Tierärztin das Elend dieser Streuner? Wir erleben das Elend tatsächlich ganzjährig. Betroffen sind junge Katzen, also Kitten, und erwachsene Tiere. In unserer Praxis melden sich inzwischen von Februar bis Dezember Leute, die verlassene Katzenwelpen gefunden haben. Erwachsene Streuner kommen zu uns, wenn sie angefahren wurden oder wenn sie wirklich so desolat krank sind, dass sie einfach irgendwo liegen.

Wo genau liegt das Problem?
Das Problem liegt darin, dass diese Katzen medizinisch überhaupt nicht versorgt sind. Es sind Haustiere, eigentlich. Dabei muss man wissen, dass unsere Hauskatze von der Ägyptischen Falbkatze abstammt, einem Steppenbewohner. Deshalb haben die Streuner vor allem im Winter ein Problem. Die Tiere können bis auf die Haut nass werden und kühlen dann aus. Außerdem leiden die Katzen oft unter massivem Parasitenbefall, wie etwa Zecken, Flöhen, Würmern, und zwar so sehr, dass sie daran sterben können.

Wie kann den Katzen geholfen werden?
Den verwilderten Streunern können wir nur helfen, indem wir sie kastrieren und verhindern, dass sie sich vermehren. Man tut den Katzen keinen Gefallen, wenn man sie einfängt und ins Tierheim bringt. Wenig sinnvoll ist zudem, sie alle zu vermitteln. Die sind über Generationen verwildert und haben Angst vor Menschen.

Was passiert bei einer Kastration?
Die Kastration ist eine Operation zur Entfernung der Keimdrüsen, die unter Vollnarkose und Schmerzausschaltung durchgeführt wird. Bei der Kätzin macht man in der Nabelgegend einen Bauchschnitt und entfernt dann beide Eierstöcke. Beim Kater werden über zwei kleine Hautschnitte am Hodensack die Hoden entfernt.
Eine weibliche Katze liegt in der Tierarztpraxis in Tarmstedt auf dem Operationstisch und wird unter Vollnarkose kastriert.

Eine weibliche Katze liegt in der Tierarztpraxis in Tarmstedt auf dem Operationstisch und wird unter Vollnarkose kastriert. Foto: Tierärztliche Gemeinschaftspraxis Tarmstedt


Welche Risiken sind damit verbunden?
Es gibt immer ein gewisses Narkoserisiko, etwa wenn eine unentdeckte Herzerkrankung vorliegt. Nach der Narkose kann bei Tieren mit einer Vorschädigung eine akute Nierenschwäche auftreten, die jedoch gut behandelbar ist und sehr selten auftritt. Auch Wundheilungsstörungen sind möglich. Insgesamt kann man aber sagen, dass die Risiken bei einer Kastration sehr gering sind.

Welche Alternativen zur Kastration gibt es?
Beim Kater gibt es die Möglichkeit, einen Hormonchip zu setzen, der, vereinfacht gesagt, ein zeitweises Einschlafen des Hodens bewirkt. Es wird also kein Geschlechtshormon mehr gebildet. Der Chip wirkt mindestens ein halbes Jahr. Bei Kätzinnen gibt es ein Medikament, das die Rolligkeit unterdrücken kann. Dafür gibt man der Katze einmal in der Woche eine Tablette. Der Nachteil ist, dass diese Katzen verstärkt zu Gesäuge-Tumoren, Gebärmutterentzündungen und Diabetes neigen. Wir geben diese Tabletten deshalb gar nicht mehr.

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