Lokalsport Bremerhaven & Cuxland EM2024

Die deutsche Nationalmannschaft hält hinten endlich wieder dicht

Nach dem zweiten Sieg im zweiten Spiel hat die deutsche Nationalmannschaft bei der Fußball-Europameisterschaft ihren Platz im Achtelfinale sicher. Beim 2:0 gegen Ungarn bleibt die DFB-Elf erstmals seit 2016 bei einem großen Turnier ohne Gegentor.

Die deutsche Mannschaft musste für den Sieg gegen Ungarn deutlich härter arbeiten als gegen Schottland. Umso größer war die Freude über den 2:0-Erfolg.

Die deutsche Mannschaft musste für den Sieg gegen Ungarn deutlich härter arbeiten als gegen Schottland. Umso größer war die Freude über den 2:0-Erfolg. Foto: Tom Weller

Völlig losgelöst von der Erde“ schallte es am Mittwochabend von den Rängen im Stuttgarter Neckarstadion, in dem die deutsche Nationalmannschaft nach dem 2:0-Sieg gegen die Ungarn ins EM-Achtelfinale schwebten. Nach einem lange umkämpften Spiel, in dem die Nagelsmann-Kicker zunächst viel Mühe hatten, ehe sie von Jamal Musiala erlöst wurden. Von wem sonst?

Ilkay Gündogan wird zum Spieler des Spiels gewählt

Gefühlt wird es immer besser. Aber während es besser wird, müssen wir einige Schwierigkeiten überstehen“, sagte der zum Spieler des Spiels gewählte Ilkay Gündogan nach dem zweiten Sieg im zweiten EM-Spiel. Der starke Torhüter Manuel Neuer meinte: „Es war auf jeden Fall sehr wichtig. Wir wollten unbedingt das Spiel gegen Schottland bestätigen.“

Der erste deutsche Torschuss kommt von Kai Havertz

Es war ein vogelwilder Fußball-Fight in den ersten 45 Minuten, in denen beide Mannschaften gut und gerne jeweils drei Tore hätten erzielen können. Die Ungarn schon nach 15 Sekunden, denn weil Ilkay Gündogan das Spielgerät direkt nach dem Anpfiff entglitt, konnte Roland Szalai aus 20 Metern abziehen und Manuel Neuer erstmals bei dieser EM beweisen, dass auf ihn noch immer Verlass ist. In der hektischen Anfangsphase hatte Kai Havertz nach sechs Minuten Deutschlands ersten Torschuss auf dem Fuß, doch Leipzigs Torhüter Peter Gulacsi verhinderte den Einschlag.

Strauchler von Orban bringt die Führung

Beide Teams agierten vor 54.000 Zuschauer in Stuttgart überaus hektisch, Zweikämpfe bestimmten das Geschehen. So auch in der 22. Minute, in der sich die Deutschen mit Florian Wirtz und Jamal Musiala in den Strafraum mogelten, wo Gündogan ins Duell mit Willi Orban ging. Der Leipziger strauchelte, doch der erfahrene niederländische Schiedsrichter Danny Makkelie ließ das Spiel weiterlaufen. Gündogan passte zurück zu Jamal Musiala: 1:0.

Gleich danach musste Neuer mit einer großen Parade einen Freistoß von Dominik Szoboszlai entschärfen und Antonio Rüdiger mit einer Beinabwehr in letzter Minute Unheil verhindern.

Manuel Neuer zeigt bei einem Freistoß sein Können

Kurz vor der Pause jubelten die Fans erneut, doch Musialas vermeintlicher Treffer landete am Außennetz. Gleich danach war Manuel Neuer bei einem Freistoß wieder gefragt, der hielt glänzend, doch seine Abwehr landete auf dem Kopf von Roland Sallai - 1:1. Dachten die Ungarn. Abseits entschied der Schiedsrichter.

Danach war Halbzeit in einem atemberaubend abwechslungsreifen Spiel, in dem die Deutschen trotz 8:6 Torschüssen glücklich führten, weil die Ungarn die besseren Chancen hatten. Das Problem im deutschen Spiel waren die Ungarn, die mit einer kompromisslosen Gangart und einem schnellen Umschaltspiel unbequem zu bespielen waren, selbst die Passmaschine Toni Kroos hatte diesmal viel Mühe, etwas Struktur ins Spiel zu bringen.

Nagelsmann macht früh die ersten Wechsel

Neun Minuten dauerte es nach Wiederanpfiff bis zu der ersten deutschen Doppelchance. Erst parierte Gulacsi gegen Gündogan, auch den Nachschuss von Kroos entschärfte der Keeper. Dass Bundestrainer Julian Nagelsmann mit dem Spiel seiner Mannen nicht zufrieden war, zeigten seine frühen Wechsel. Nach 58 Minuten kam Leroy Sané für Florian Wirtz und für Kai Havertz erneut Niclas Füllkrug. Doch die Gefahr für die Ungarn ging weiter von Musiala aus, der nach 62 Minuten mit einem Fernschuss knapp das Tor verfehlte.

Zu den kämpferischen Qualitäten machte sich mit zunehmender Spielzeit immer deutlicher auch die Spielfreude breit, gepaart mit zielgerichtetem Kombinieren, das in der 66. Minute die Tür zum Achtelfinale öffnete. Es war eine Traumkombination von Jamal Musiala auf Maximilian Mittelstädt, der butterweich vor das Tor flankte - genau auf Ilkay Gündogan, der seine Top-Leistung mit dem 2:0 krönte.

Die Stuttgarter Führich und Undav dürfen auch ran

Danach schien der Drops gelutscht, das 0:2 setzte den Ungarn offenbar sehr zu, nach vorne ging nicht mehr viel. Nagelsmann wechselte Emre Can für Robert Andrich und gab dem Stuttgarter Chris Führich das angekündigte Gimmick, er kam für Jamal Musiala, ließ aber wenig später eine Großchance liegen.

Die Fans im Stadion feierten derweil und schickten La-Ola in der Dauerschleife durch die Arena. Als dann noch für Ilkay Gündigan der Stuttgarter Deniz Undav mitkicken durfte, war endgültig Party-Stimmung angesagt.

Der Bundestrainer freutsich, dass die Null steht

„Ein sehr unangenehmer Gegner, das Spiel muss man erstmal gewinnen. Es waren sehr viele lange Bälle, immer Duelle ins Vier gegen Vier, das ist nicht so angenehm. Es war eine gute Leistung zwischen Torwart und der gesamten Mannschaft, alle haben alles gegeben. Alle wollen zu Null spielen, das ist ein sehr gutes Zeichen“, analysierte der Bundestrainer. Auch Toni Kroos war glücklich: „Es war selten, dass wir die ersten beiden Spiele gewonnen haben. Im zweiten kamen oft die Probleme. Es ist gut, dass wir das verhindert haben. Wir haben die ein oder andere Schwierigkeit überstanden. Das bringt der Mannschaft enorm viel, das wird in der K.-o.-Phase wichtig. Wir werden hier nicht sieben Spiele von vorne wegspielen und immer führen.“

Deutschland - Ungarn 2:0 (1:0)

Deutschland: Neuer (Bayern München) - Kimmich (Bayern), Rüdiger (Real Madrid), Tah (Bayer Leverkusen), Mittelstädt (VfB Stuttgart) - Andrich (Leverkusen - 72. Can (Borussia Dortmund), Kroos (Real Madrid) - Musiala (Bayern - 72. Führich (Stuttgart), Gündogan (FC Barcelona - 84. Undav (Stuttgart), Wirtz (Leverkusen - 58. Sané (Bayern) - Havertz (FC Arsenal - 58. Füllkrug (Borussia Dortmund)

Schiedsrichter: Danny Makkelie (Niederlande)

Zuschauer: 54000

Tore: 1:0 Musiala (22.), 2:0 Gündogan (67.)

Gelbe Karten: Rüdiger (1), Mittelstädt (1) / Varga (1), Szoboszlai (1)

Beste Spieler: Tah, Musiala, Gündogan / Szoboszlai, Sallai

Manuel Neuer zeigte gegen Ungarn seine beste Leistung seit Langem im deutschen Tor.

Manuel Neuer zeigte gegen Ungarn seine beste Leistung seit Langem im deutschen Tor. Foto: Tom Weller

Assistent Sandro Wagner (links) und Bundestrainer Julian Nagelsmann sahen einen guten Auftritt des deutschen Teams.

Assistent Sandro Wagner (links) und Bundestrainer Julian Nagelsmann sahen einen guten Auftritt des deutschen Teams. Foto: Christian Charisius

Wolfgang Stephan

Autor

Wolfgang Stephan war bis Ende 2021 Chefredakteur im Pressehaus Stade. Heute arbeitet er als freier Journalist für unserer Haus vor allem zu Themen aus Politik und Wirtschaft mit dem Schwerpunkt Luftfahrt. Und: Seit 2006 ist Wolfgang Stephan als Fußballreporter bei allen großen Turnieren für die Redaktionsgemeinschaft Nordsee dabei.

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