Es heißt, Bündnisse sterben mit ihren Gegnern. Gemessen daran, wäre die NATO seit 1991 - mit der Auflösung des Warschauer Paktes - Vergangenheit. Doch die Wirklichkeit schrieb eine andere Geschichte. Die Nordatlantische Allianz lebt, mehr noch: Sie ist mit mittlerweile 32 Mitgliedern so groß wie nie zuvor, sie ist geeint und sie ist so entschlossen wie lange nicht. Und sie ist bereit, sehr viel mehr als bislang in die eigene Verteidigung zu investieren. Wenn die NATO in diesen Tagen beim Gipfel der Staats- und Regierungschefs in Washington D.C. ihre Gründung vor 75 Jahren feiert, liegt auch eine düstere Erkenntnis über diesem Festakt: Das Bündnis hat nach Jahren der Entspannung, einer lebendigen Partnerschaftspolitik, wieder einen Gegner, vermutlich auch Feind: Es ist das Russland des Wladimir Putin. Keine Frage: Auch China ist mit seiner aggressiven Seidenstraßen-Politik und Investitionen rund um den Globus ein systemischer Rivale, aber Russland hat mit seinem Überfall auf die Ukraine den Krieg sehr nahe an die Grenzen des Bündnisgebietes gebracht. Sowohl in Polen als auch in den baltischen Staaten ist die Angst vor dem russischen Landhunger allgegenwärtig. Von der Republik Moldau ganz zu schweigen. Die NATO hat sich als Bündnis bislang aus dem Krieg der Ukraine mit Russland herausgehalten. Und das soll so bleiben. Eine schnelle Aufnahme für die Ukraine wird es als Geschenk dieses Gipfels nicht geben.
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