Charleston (USA), Bremerhaven (Deutschland), östliche Ostsee: Im Zeichen des Ukraine-Krieges scheint sich gleichsam ein neuer Liniendienst zwischen den USA und Europa zu etablieren.
Nach Beobachtungen von Nordsee-Zeitung.de steuern seit Mitte Februar im Auftrag der US-Armee etwa im Wochentakt große Transportschiffe Bremerhaven an, um dort dann Hunderte von Militärfahrzeugen auszuladen.
Dies waren erst die „Arc Integrity“ (Ankunft: 10. Februar) , dann die „Endurance“ (19. Februar) und jetzt die „Leroy A. Mendonca“ (24. Februar).
Nach Bremerhaven steuerten die Transporter die östliche Ostsee an
In mindestens zwei Fällen steuerten die riesigen Transportschiffe danach die östliche Ostsee an:
Die 264 Meter lange „Endurance“ lag am 25. Februar vor Gdynia auf Reede, um am 26. Februar in den Hafen von Gdynia einzlaufen.
Ein Hafen in Polen oder im Baltikum dürfte auch das Ziel der mächtigen „Leroy A. Mendonca“ (289 Meter) sein, die nach unseren Informationen am 24. Februar erst in Nordenham im Hafen von Rhenus Midgard Munition auslud und danach am selben Tag Bremerhaven ansteuerte, um an der ABC-Halbinsel anzulegen.
Die „Leroy A. Mendonca“ passierte am Montag Bornholm
Einen Tag später verließ der grau lackierte Transporter Bremerhaven wieder – mit Kurs in Richtung Norden. Am Sonntagmittag umrundete die „Leroy A. Mendonca“ die Nordspitze Dänemarks und fuhr in die Ostsee ein. Am Mittag des 27. Februar passierte sie die dänische Insel Bornholm, mit östlichem Kurs. Am Dienstagmorgen näherte sich das Schiff dem baltischen Staat Lettland. Möglicherweise steuert es Riga an. (Stand Dienstag, 8 Uhr.)

Bis zum 25. Februar lag die „Leroy A. Mendonca“ für etwa einen Tag in Bremerhaven, dann steuerte sie die östliche Ostsee an. Ziel ist offenbar Lettland. Das Transportschiff dürfte Militärgüter der US-Armee wegen des Ukraine-Krieges nach Osteuropa bringen.
Foto: Screenshot Marine Traffic
In Bremerhaven war bislang zu beobachten, dass Mitarbeiter des Unternehmens BLG Logistics von den Schiffen unter anderem etliche Dutzend Schützenpanzer vom Typ Bradley, zudem aber auch hunderte gepanzerte Fahrzeuge vom Typ International MaxxPro ausluden.
Diese vom amerikanischen Rüstungsunternehmen Navistar International entwickelten Panzerwagen halten Kleinwaffenfeuer und Minen stand. Sie haben einen V-förmigen Rumpf, der die Zerstörungskraft von Minenexplosionen ablenkt.
Teils standen über 400 Militärfahrzeuge auf der Kaje
Zeitweise waren über 400 Militärfahrzeuge auf der seit vielen Jahren von der US-Armee genutzten ABC-Halbinsel auszumachen. Bislang wurden sie stets per Tieflader abtransportiert – bisweilen in kleineren Gruppen, oft aber auch einzeln.
Beobachter gehen davon aus, dass die in Bremerhaven entladenen Panzer, gepanzerten Fahrzeuge, Tankwagen und sonstigen Militärgüter teils dazu dienen werden, wegen des Ukraine-Krieges in Richtung Osten verlagerte Panzer und Militärfahrzeuge in Mitteleuropa zu ersetzen. Teils könnten sie aber auch in die osteuropäischen Nato-Staaten oder direkt in die Ukraine gehen, um dort im Kampf gegen den Angriff Russlands eingesetzt zu werden.
Von Bremerhaven bis zur Ukraine sind es über 1200 Kilometer
Bei den Lieferungen via Gdynia ist eher davon auszugehen, dass sie zeitnah direkt an die Ukraine weitergehen. Von Bremerhaven bis zur ukrainische Grenze sind es knapp 1300 Kilometer, vom polnischen Hafen Gdynia nur rund 700 Kilometer.
Möglicherweise ist Bremerhaven eher der Hafen zum Auffüllen der Arsenale und für Ringtausch-Aktionen der Nato.
Hafenkreise: 150 Schiffe mit Militärgütern werden Bremerhaven anlaufen
Dabei dürfte der Hafen an der Weser auf Dauer eine maßgebliche Rolle spielen: Nach Informationen aus Hafenkreisen ist damit zu rechnen, dass im Lauf der nächsten Monate 150 Schiffe mit Militärgütern der Amerikaner Bremerhaven anlaufen werden.

Ein Bradley-Schützenpanzer bei der Ausfahrt von der ABC-Halbinsel auf die Franziusstraße in Bremerhaven.
Foto: Wolfhard Scheer

Ein paar Momente später.

Begleitfahrzeuge warnen vor den Schwertransporten.
Foto: Wolfhard Scheer

Ein Bradley-Transport beim Einbiegen auf die Lloydstraße.
Foto: Wolfhard Scheer





Ein Bradley am "Freigebiet".
Foto: Wolfhard Scheer

Auch viele gepanzerte Fahrzeuge vom Typ International MaxxPro werden in diesen Tagen durch Bremerhaven transportiert. Sie gelten als minensicher - und dürften bald in der Ukraine eingesetzt werden.
Foto: Wolfhard Scheer