Tatort Bremerhaven-Speckenbüttel, ein normaler Werktag im Januar. Ein DHL-Bote, gut zu erkennen an der markanten gelb-roten Dienstkleidung, will einen dickeren weißen Umschlag an einem Einfamilienhaus zustellen. Der Mann klingelt an der Tür und wartet. Niemand öffnet. Keiner da.
Der DHL-Bote geht ein paar Schritte zurück und steckt den Umschlag in den Briefkasten. Scheint reinzupassen. Alles gut und regelkonform. Bis hierhin.
Doch dann geht der Bote zurück zur Tür. Weil da ein Paket liegt, zugestellt von Amazon. Der Mann nimmt die fremde Sendung in die Hand und schaut, ob er wirklich alleine ist oder sich gleich doch noch die Tür öffnet. Nichts tut sich, alles ist verwaist. Dann fühlt er sich sicher - und macht sich mit dem Amazon-Paket aus dem Staub.
Eine Sendung geliefert, das andere Paket geklaut
Was der Zustell-Dieb nicht wusste: Er wurde bei seinem dreisten Diebstahl gefilmt. Der Eigentümer des Hauses besitzt Überwachungskameras. Jeder Schritt des Boten auf dem Privatgelände war nachvollziehbar - aus zwei Perspektiven.
Der bestohlene Bürger bekommt keine Rückmeldung von DHL
Der bestohlene DHL-Kunde zögert nach Sichtung der Videobeweise nicht lange. Er meldet den Vorfall über ein Online-Formular bei DHL, bekommt eine Vorgangsnummer. Aber dann passiert nichts. „Ich habe keine Rückmeldung erhalten“, sagt der Mann aus Bremerhaven. „Ich habe dann einen Bekannten eingeschaltet, der Kontakte zu DHL hat, aber auch da tat sich nichts.“
Erst als die NORDSEE-ZEITUNG von den Videos erfährt und bei DHL, der Tochter der Deutschen Post, nachhakt, kommt Bewegung in die Sache. Jetzt kommt die Antwort auf einmal schnell.
Dann kommt doch noch eine Entschuldigung von DHL
„Wir sind mit unserem Kunden bereits in persönlichem Austausch und bitten den Vorfall zu entschuldigen. Das Verhalten ist nicht zu tolerieren. Der Zusteller ist nicht mehr für uns tätig“, teilt Maike Wintjen, Sprecherin der Deutsche Post AG, mit.
Sie versichert: „Die weit überwiegende Mehrheit unserer Zustellerinnen und Zusteller arbeitet tadellos. Fälle wie dieser sind sehr selten – aber dennoch in höchstem Maße ärgerlich.“
Und was ist mit dem gestohlenen Amazon-Paket passiert? „Das habe ich bei Amazon reklamiert und sofort auch ersetzt bekommen“, sagt das Diebstahlopfer aus Bremerhaven. „Der Amazon-Bote hätte das Paket gar nicht erst vor die Tür legen dürfen. Es gab nämlich einen festgelegten Ablageort, der wurde auch nicht eingehalten.“
Und was war in dem Paket, dessen Diebstahl dem DHL-Boten den Job kostete? Ein paar Servietten.
Hier sehen Sie den DHL-Dieb in Aktion:
Nicht jeder Paketbote ist ein Verbrecher. Manche sind auch witzig oder besonders kreativ in der Ausübung ihres Berufes - und werden dafür im Netz gefeiert: