Vor mir läuft ein Paar mit Hund. Die beiden Spaziergänger unterhalten sich, während der Hund mal hierhin, mal dahin zieht. Alles wirkt zunächst friedlich. Doch dann steht ein Baum im Weg. Plötzlich erhebt der Mann die Stimme und brüllt mit der Autorität eines Feldwebels: „Wir gehen rechts rum!“
Es ist ein Befehl, kein Vorschlag. Der Hund zuckt und bellt einmal kurz. Die Frau schweigt, zuckt aber ebenfalls zusammen – nicht stark, aber deutlich genug, dass ein unbeteiligter Beobachter erkennt: Widerspruch wäre wohl riskant.
Der Mann stapft rechts um den Baum herum, entschlossen, als müsse er der ganzen Welt die Richtung vorgeben. Die Frau folgt – schweigend.
Aber ihre Miene offenbart, dass sie gelernt hat, dass Nachgeben manchmal weniger weh tut als Reden. Der Hund trottet hinterher, verwirrt, als wolle er fragen, was an einem Baum so bedrohlich sein kann. Und warum man hier so einen Aufstand macht. Der Baum bleibt neutral.
Ich bleibe stehen. Sehe dem Paar nach. Und denke: Wenn ein Baum schon reicht, damit jemand seine Macht ausspielt, dann bleibt wohl nur ein Rat: Gehen Sie ruhig getrennte Wege. Nicht nur im Park. Sondern dauerhaft.
Ann-Kathrin Brocks Foto: Arnd Hartmann
