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Studie zu Vätern: Bild vom Ernährer ist passé

Was muss ein guter Papa eigentlich alles können? Die Rolle von Vätern rückt Forschern zufolge immer mehr in den gesellschaftlichen Fokus, ist aber längst nicht umfassend untersucht. Eine neue Studie soll das ändern. Sie bringt Erwartbares, aber auch Überraschendes hervor.

Von Christian Brahmann, dpa
06.02.2023
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Ein Vater spielt mit seinem Sohn in einem Park.

Ein Vater spielt mit seinem Sohn in einem Park.

Foto: Marco Rauch/dpa/Archivbild

Job, Kita, Pflege, Verein: Wenn Väter überall glänzen wollen, stoßen sie schnell an Grenzen. Viele Papas in Deutschland werden einer neuen Studie zufolge ihren eigenen Vorstellungen von guter Vaterschaft nicht gerecht. „Das Vereinbarkeitsproblem ist ein enormes Thema“, sagte die Soziologin Kim Bräuer von der Technischen Universität Braunschweig am Montag. Vom Selbstbild des Familienernährers haben sich viele Väter laut der Studie aber gelöst.

Nur rund zwölf Prozent der Papas halten es für ihre wichtigste Aufgabe, der Familie finanzielle Sicherheit zu bieten, wie Wissenschaftler der Technischen Universität Braunschweig und der Fachhochschule Kiel gemeinsam mitteilten. Das Bild vom Vater, der mit seinem Job die Familie ernähre und mit den Kindern höchstens am Wochenende spiele, sei passé. Aus Sicht der Studienteilnehmer zeichnet sich ein guter Vater vielmehr durch Zeit und Zuneigung aus.

Für die Analyse erhielt das Forscherteam den Angaben zufolge 2200 verwertbare Ergebnisse einer bundesweiten Online-Umfrage und führte selbst 55 qualitative Interviews. Da der Studienschwerpunkt auf dem Selbstbild von Vätern lag, schauten sich die Forscherinnen und Forscher auch sieben reichweitenstarke Instagram-Accounts von Väter-Bloggern genauer an. Sie berücksichtigten nach eigenen Angaben nicht nur rechtliche und biologische Väter, sondern auch Pflegeväter oder etwa homosexuelle Väterpaare.

Alle interviewten Väter berichteten, dass sie ihren eigenen Vorstellungen einer Vaterschaft nicht gerecht werden, wie im Abschlussbericht zur Studie heißt. Das sei unabhängig von der Branche, der Position und vom Umfang der Arbeit der Fall. „Hier zeigen sich Parallelen zur Mutter als Allrounderin, die im Job erfolgreich sein muss und gleichzeitig liebevoll die Kinder und ihre Verwandten umsorgt“, sagte die Soziologin Bräuer.

Die Rolle von Vätern sei in den vergangenen Jahren immer mehr in den gesellschaftlichen Fokus gerückt, ein Trend zu vermehrter aktiver Vaterschaft sei klar erkennbar, heißt es in der Studie weiter. Dabei erlebten die Männer nicht nur einen Konflikt zwischen Familie und Beruf. „Es scheint auch darum zu gehen, sich in ihrem Freundeskreis, in Vereinen oder bei der Versorgung der Eltern einzubringen und ihren Kindern auf diese Weise soziale Werte vorzuleben“, sagte Bräuer.

Die Befragten sahen dabei ihre eigenen Väter selten als Vorbilder. Viele kritisierten sie unter anderem als „zu bestimmend“, als „abwesend“ und „mit der Arbeit zu beschäftigt“, wie Kai Marquardsen von der Fachhochschule Kiel berichtete. Die Teilnehmer nutzen ihre Väter häufig als „negatives Vorbild“ und betonen, dass sie selbst als Vater bewusst anders handeln würden.

Mit dem Ziel, die Lebenslagen von Vätern sichtbarer zu machen und nachhaltig zu verbessern, benannten die Autorinnen und Autoren Empfehlungen. Es gehe weniger darum, ein neues Bild von Vaterschaft zu vermitteln, als die Väter stärker in alltägliche Aufgaben einzubinden. „Es wäre denkbar, Väter aktiv als Elternsprecher anzufragen, Väterschwimmkurse anzubieten oder sie aktiv zum Beispiel in Elternchats anzusprechen“, sagte die Soziologin Bräuer. Familienpolitische Reformen etwa beim Elterngeld könnten Vätern zudem bei den Vereinbarkeitsproblemen helfen.

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