Rotenburg

Mehr als 20 Autos in Flammen - Und so lief jetzt der Auftakt im Brandstifter-Prozess

Ein halbes Jahr nach einer Serie von Fahrzeugbränden im Kreis Rotenburg ist am Montag am Landgericht Verden der Prozess gegen die mutmaßlichen Brandstifter gestartet. Es handelt sich dabei um drei junge Männer aus der Gemeinde Scheeßel und Rotenburg.

Prozess Verden

Die Angeklagten Maximilian N. und Niclas W., beide aus Rotenburg, verdecken ihre Gesichter mit Aktenordnern. Dazwischen die Strafverteidiger Michael Helwig (rechts) und Jakob Struif.

Foto: Bruns

Während ein 22-Jähriger aus der Gemeinde Scheeßel jegliche Tatbeteiligung bestreitet, schweigen die beiden 24 und 26 Jahre alten Angeklagten aus Rotenburg bislang zu den Vorwürfen. In sechs Fällen hat die Staatsanwaltschaft Verden die Ermittlungen der Rotenburger Polizei als ausreichend für eine Anklageerhebung angesehen. Die ersten beiden Brände sollen nur die 24 und 26 Jahre alten Männer verübt haben, die offenbar Arbeitskollegen waren. Seit ihrer Festnahme im Frühjahr 2023 sitzen sie in Untersuchungshaft.

Maserati und Kleintransporter auf Pendlerparkplatz abgefackelt

Am 23. Februar 2022 sollen sie zu zweit einen Kleintransporter auf einem Pendlerparkplatz an der Stuckenborsteler Straße in der Nähe der Autobahn 1 abgefackelt und 18.000 Euro Schaden verursacht haben. Offenbar an gleicher Stelle im Oktober 2022 mit dem Abbrennen eines Maserati rund 50.000 Euro Schaden.

Auf das Konto des Trios soll auch ein abgebrannter Renault am 3. Dezember 2022 beim ehemaligen Autohaus Jeschke in Zeven gehen. Schaden laut Anklage: 20.000 Euro. Die Staatsanwaltschaft ist überzeugt: Während die beiden älteren Angeklagten die Tat verübten, habe der 22-Jährige Ausschau nach möglichen Zeugen gehalten.

Dies bestreitet er, will aber im Dezember 2022 erstmalig den Verdacht gehabt haben, dass die beiden Rotenburger „nicht nur Autos knacken, sondern auch anzünden“, wie er über seine Verteidigerin Lea Voigt erklären ließ.

Häufiger an „Lost Place“ in Zeven gewesen

Häufiger seien sie an diesem „Lost Place“ gewesen. An jenem Abend hätten sie etwas entfernt davon gehalten. Während er und die Freundin eines Angeklagten im Auto warteten, seien die 24- und 26-Jährigen weggegangen. Er habe geglaubt, dass sie sich bei einem „ihrer Bauherrn“ den Schwarzarbeiterlohn abholen. „Wenn es etwas anderes war, wollte ich es nicht wissen“, heißt es in der Erklärung. Als er am nächsten Morgen von dem Brand gehört habe, will er seine Freunde darauf angesprochen haben. „Warum ich so einen Aufriss mache“, sei ihm erwidert worden. „Ich bohrte nicht weiter nach, und wir gingen zur Tagesordnung über.“ Es seien seine einzigen Freunde gewesen, mit denen er viel unterwegs gewesen sei. „Ich stand vor der Wahl, mit meinen einzigen Freunden zu brechen oder die Augen zu verschließen. Ich wollte nicht wieder alleine an den Wochenenden zu Hause sitzen“, so seine Erklärung.

Mit 140.000 Euro wird der Schaden bei einem Brand am Neujahrsmorgen 2023 gegen 5.05 Uhr beziffert. Sie seien durch die Gegend gefahren, hätten in Westeresch eine Pause eingelegt. Wieder habe er im Auto gewartet. „Ich konnte sehen, dass sie sich zu den Fahrzeugen begaben.“ „Ich ging davon aus, dass sie etwas mitgehen lassen wollten.“ Circa 15 Minuten, nachdem seine Freunde ihn nach Hause gebracht hatten, sei Feueralarm ergangen, sagte der bei der Feuerwehr aktive 22-Jährige. Den Brand will er erst bemerkt haben, als er zum Löschen kam.

500.000 Euro Schaden bei Autoverwerter in Mulmshorn

21 in Brand geratene Fahrzeuge und mindestens 500.000 Euro Schaden waren die Bilanz nach einem Schaden bei einem Autoverwerter am 5. Februar 2023 in Mulmshorn. Laut dem 22-Jährigen war das Trio plus die Freundin wieder vor Ort. Und wieder seien die beiden Älteren kurzzeitig alleine weggewesen.

Tat sechs beinhaltet den Brand eines VW-Multivan in Weertzen bei einem Autohändler am 11. Februar 2023. Als es danach zu Durchsuchungen gekommen war, hätten seine Mitangeklagten versucht, Kontakt zu ihm aufzunehmen. Er habe die Schuld auf sich nehmen sollen, weil einer deren Anwälte gesagt habe: „Wir kämen dann alle besser weg.“

„Hatte nicht die Courage, mich richtig zu verhalten“

„Es tut mir leid, dass ich nicht die Courage hatte, mich richtig zu verhalten“, sagte der Angeklagte, bevor die Beweisaufnahme startete. Der 24-Jährige und der 26-Jährige wollen sich am 15. September zu den Vorwürfen äußern. (js)

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