Vielleicht sollte ich einen Sombrero aufhängen. Und Panflöte üben. Vielleicht schadet auch ein leuchtendbunter Poncho über der Lehne bei dieser Witterung nicht. Und ich könnte noch ein bisschen Koriander und Chili selbst anbauen, für feine Tortilla-Würze. Seit mein Leher Balkonien neue Heimat meines Gastes mexikanischen Ursprungs ist, tu ich alles, damit er sich wohlfühlt. Da er aufblüht, fühlt er sich offenbar pudelwohl in meinem stets regenberieselten, warm temperierten Balkonkasten. Bildschön ist er, der rot flammende Christstern, der beschlossen hat, nicht im März zu welken, sondern - umgesiedelt vom Fensterbrett raus nach Balkonien - den Sommer über hierzubleiben. Bis Weihnachten. Sind ja nur noch 116 Tage bis ersten Advent. Mein Mexikaner nimmt auch üppig zu, seit ich ihn vor acht Monaten mickrig vom Aldiregal holte - Ende November 2022. Es scheint sich übrigens herumzusprechen, dass höchste Zeit ist, jetzt schon mal die nötigsten Accessoires zu beschaffen, ehe es nix mehr gibt. Im Schaufenster an der Hafenstraße glimmert ein geschmücktes, allerliebstes Tännchen - wehe, das schnappt mir wer weg! Gegenüber im Dekorladen lockt ein Winterwunderland: Keksdosen, Sterne, Kugeln, Engelein, Wichtel, Rentiere, Schneekugeln... schnell hin! Vielleicht find ich da sogar ’nen Sombrero. Und ab morgen übe ich Panflöte. Damit mein Mexikaner sich die nächsten 116 Tage auch noch pudelwohl bei mir fühlt.

Pudelwohl fühlt sich der Christstern vom vorigen Weihnachtsfest im ewig feuchtwarmen Balkonien in Bremerhaven. Und auch im Deko-Laden die Ecke herum bersten Anfang August die Regale vor Accessoires - steht Advent schon ante portas?
Foto: Schwan