Man kann mit Selbstbewusstsein unterwegs sein, aber dabei sollte man es nicht an Selbstreflexion fehlen lassen. Ein Blick in unsere Ausgabe vom Donnerstag. Dort findet sich das neueste Beispiel: das Koggenbräu-Haus. Bei der Präsentation der neuen Idee schreibt man in der Pressemitteilung von bester Lage, dass sich ein Investor findet. Und davon, dass dieser Investor erst strenge Bauauflagen erfüllen und sich dann mit seinem Nutzungskonzept auch noch einer so fachkundigen Jury aus Oberbürgermeister, Bürgermeister und Koalitionären stellen und darauf hoffen muss, dass dieser so profunde und selbst ernannte Kreis den Daumen hebt. Obendrein bekommt er das vermeintliche Filetstück nicht umsonst, nein, er muss noch eine dreiviertel Million auf den Tisch legen - mindestens. Für ein Objekt, mit dem die Stadt über mehr als ein Jahrzehnt nichts Besseres anzufangen wusste, als ein Lager einzurichten. Dass das alles dem Gebäude nicht gutgetan hat, sieht man schon mit flüchtigem Blick. Also mit Verlaub, wir reden von Bremerhaven und nicht vom Viktualienmarkt im gut situierten München, wo selbst dort die Vermarktung von Gastrokonzepten kein Selbstläufer mehr ist. Und wir reden auch nicht vom gar so hippen Berghain in Berlin. Selbstbewusstsein ist o.k. Selbstüberschätzung hingegen fahrlässig.