TV, Kino, Kultur
Venus & Serena: „Aus dem Ghetto nach Wimbledon“
Zwei Schwestern haben im vergangenen Vierteljahrhundert die Tenniswelt umgekrempelt: Venus und Serena Williams. Arte widmet dem außergewöhnlichen Duo die sehenswerte Dokumentation.

Venus (l) und Serena Williams (r) haben ihren Weg in der Tenniswelt bis ganz oben gemacht.
Foto: Dita Alangkara/AP/dpa
Venus und Serena Williams haben es im Tennis an die Spitze geschafft, haben diesen Sport über Jahre dominiert. Die Schwestern haben aber noch viel mehr geschafft. Sie setzten sich gegen Vorurteile durch, kämpften gegen Rassismus und Sexismus, und sie brachen auch noch mit modischen Konventionen auf dem Tennisplatz. Venus und Serena Williams wurden zu internationalen Sport-Ikonen. Ihren langen Weg dorthin zeichnet die Dokumentation „Aus dem Ghetto nach Wimbledon“ nach. Zu sehen ist der einstündige Beitrag der Regisseurin Sonia Dauger am Freitag um 21.45 Uhr bei Arte.
Mit Talent und schier unerschütterlichem Selbstbewusstsein haben sich die Afroamerikanerinnen von Tennisturnier zu Tennisturnier gespielt. Ihre Kindheit und Jugend verbrachten sie im kalifornischen Compton, einem wegen seiner hohen Kriminalitätsrate berüchtigten Vorort von Los Angeles. Dorthin war Vater Richard Williams mit seiner Familie gezogen, um aus den Töchtern Stars zu machen. Sein Motto: Das Ghetto härtet ab. Der Vater trainierte die Mädchen mit dem Ziel, sie zu den Größten ihres Sports zu machen - und das in einer Zeit, als Tennis vor allem als Sport für eine privilegierte, weiße Oberschicht galt.
Ende der 1990er Jahre begannen Venus und Serena, die beiden selbstsicheren, schwarzen Nachwuchsspielerinnen aus dem Problemviertel, die Tennis-Profiwelt aufzumischen. Gegnerinnen, Zuschauer, Reporter und Turnierleiter reagierten zumindest irritiert, wenn nicht gar ganz unverhohlen rassistisch. Als Serena 2001 beim Turnier in Indian Wells im Finale gegen die Belgierin Kim Clijsters spielt, buht das Publikum sie aus. „Unglaublich, was sich hier abspielt. Buh-Rufe gegen Serena Williams“, sagt der Kommentator. Und weiter: „Das amerikanische Publikum buht eine amerikanische Familie aus. Das hat einen rassistischen Beigeschmack.“ Serena gewinnt.
Vater Richard sagt, er sei mit Rassismus aufgewachsen und habe seine Unerschütterlichkeit an seine Töchter weitergegeben. Die lassen sich auch von anderen Anfeindungen nicht unterkriegen, tragen beispielsweise Perlen in ihren Zöpfchen, auch wenn es den Gegnerinnen nicht passt. Sie bleiben sich treu.
Sportlich geht es aufwärts. Serena überflügelt Venus und wird mit 23 Einzel-Grand-Slam-Siegen und vier olympischen Goldmedaillen zur erfolgreichsten Tennisspielerin im Profigeschäft. Als Serena 2022 in New York Abschied vom Profitennis nimmt, bedankt sie sich unter Tränen bei ihrer Schwester. „Ich wäre nicht Serena, hätte es Venus nicht gegeben“, sagt sie. Die Schwestern hatten zusammengehalten und es ganz nach oben geschafft - so wie ihr Vater es geplant hatte.