Ortsheimatpfleger Jonni Käsehage wohnt mit seiner Ehefrau im Obergeschoss des historischen Zwei-Ständer-Hauses. Er hat die Dachrenovierung hautnah miterlebt und den Fortgang Tag für Tag dokumentiert. „Am 1. Juli hat die Bremerhavener Dachdeckerfirma Onken mit den Vorarbeiten begonnen, aber die erste Reetlieferung aus China ließ auf sich warten. Am 13. September war es endlich so weit, die Firma konnte mit der Dacheindeckung beginnen“, schildert Käsehage den Ablauf. „Insgesamt ist es eine immense Wertverbesserung, von der auch wir profitieren, denn in unserer Wohnung ist es jetzt zwei Grad wärmer“, so der Ortsheimatpfleger.
EU fördert die Sanierung mit 127.000 Euro
Von den Gesamtkosten in Höhe von 263.000 Euro stammen 127.000 Euro aus dem Leader-Programm der EU und 17.190 Euro aus der Marion Köser-Stiftung. 118.810 Euro hat die Gemeinde Hagen finanziert. Das Niedersachsenhaus in Bramstedt erlebte in den vergangenen Jahrhunderten eine wechselvolle Geschichte. Heute bildet es nicht nur den kulturellen Mittelpunkt in der Gemeinde, sondern es spiegelt einen Teil der Dorfgeschichte wider. Der örtliche Heimatverein füllt das unter Denkmalschutz stehende Gebäude mit Leben.
Erste Renovierung fand 1937 statt
Seit dem Bau des Zwei-Ständerhauses im Jahre 1780 durch Friedrich Tobias Schröder wohnten dort viele Generationen. 1937 wurde das Gebäude von dem damaligen Eigentümer Hinrich Schröder zum ersten Mal renoviert. Er reduzierte die Landwirtschaft und eröffnete stattdessen neben der Baustoffhandlung einen Kolonialwarenladen. Die Einwohner konnten dort so ziemlich alles kaufen, von der Seife bis hin zum Sack Zement. Als sich später kein Nachfolger fand, wurde das Geschäft eingestellt. 1974 kaufte der Bremer Werftbesitzer Friedrich Lürßen das Haus. Sechs Jahre später wurde Zimmermeister Hans-Georg Michaelis neuer Besitzer. Er hatte es sich zur Aufgabe gemacht, das Haus zu renovieren und anschließend zu vermieten. Die Denkmalschützer stellten jedoch Forderungen, die er nicht bezahlen konnte.
Umzug des Hauses von der Gemeinde verhindert
Inzwischen hatten sich Interessenten beim Besitzer gemeldet, die das alte Bauernhaus abreißen wollten, um es an einem anderen Ort wieder zu errichten. Das wollte die Gemeinde Bramstedt unbedingt verhindern. Im April 1984 kaufte sie das Fachwerkhaus. Mit der Renovierung stand eine schwierige Aufgabe bevor. Es galt nicht nur, Herkömmliches zu erhalten und Historisches nachzuempfinden, sondern auch Zeitgemäßes zu integrieren, insbesondere hinsichtlich der Beheizung, der Wärmedämmung und im Sanitärbereich. Durch den teilweisen Einbau von Ersatzhölzern konnten der Dachstuhl und die Fachwerke des reetgedeckten Hauses repariert werden. Gelder kamen nicht nur von der Gemeinde und der damaligen Samtgemeinde, sondern auch vom Kreis Cuxhaven und Land Niedersachsen. Im Dielenbereich wurde ein alter Pferdestall im Original gebaut. Über dem Flett befindet sich ein Wodan-Schlitten. Auf den Hillen über den ehemaligen Viehständen sind bäuerliche Gebrauchsgegenstände ausgestellt. Wohnstube und ein Schlafzimmer im hinteren Bereich sind liebevoll mit alten Möbeln ausgestattet. Im Ausstellungsraum des Dachgeschosses befindet sich eine original Bramstedter Schusterei. Seit fast 40 Jahren ist das Niedersachsenhaus als ein „lebendiges Museum“ eine Begegnungsstätte für Jung und Alt (fp/wil)

Bramstedts Ortsheimatpfleger Jonni Käsehage führte Tagebuch über den Verlauf der Renovierung und dokumentierte jede Einzelheit. Foto: Heß
Foto: Heß