Ein paar Quadratmeter Wiese, ein WC und vielleicht eine Dusche: Wer als (Rad-)Wanderer mit Zelt ein Nachtquartier sucht, ist in der Regel nicht besonders anspruchsvoll. „Was viel mehr zählt, sind Natur, Freiheit und Begegnungen mit Menschen“, sagt Nina Heyder.
Das Aufwachen in der Natur, die sternenklaren Nächte weit weg vom Stadtlicht, die frische Luft - an dieses Gefühl von Freiheit kommt keine Pension mit ran.
Die Wuppertalerin wandert viel und ist selbst Camperin aus Leidenschaft. Auf ihrer Plattform „zeltzuhause“ bietet sie Übernachtungsmöglichkeiten der etwas anderen Art an. Entlang des Nordseeküsten-Radwegs und des Weserradwegs sucht sie für ihr Start-up-Unternehmen gerade Partner im Landkreis Cuxhaven. Aber auch in den Kreisen Wesermarsch und Stade gibt es noch weiße Flecken.
Mit einer Weltreise hat alles angefangen
Angefangen hat alles mit einer großen Reise. 2015 kündigte die gelernte Fotografin ihren Job bei einer TV-Produktionsfirma. Sie wanderte durch Neuseeland, fuhr mit einem Mietwagen durch Australien, entdeckte Südamerika, Kanada, die USA und Mexiko. Überall dort übernachtete die Weltenbummlerin im Zelt oder in ihrem Fahrzeug.

„ZeltzuHause“: Dieser private Platz zum Campen befindet sich am Weserradweg zwischen Minden und Nienburg. Der Garten gehört Heinrich Branning, der sogar eine Trinkhaltestelle gebaut hat.
Foto: privat
„In Neuseeland haben die Menschen an den Trails schon auf die Wanderer gewartet, um ihnen einen Platz zum Campen anzubieten und ihre Geschichten zu hören“, berichtet die 39-Jährige. Mit dem eigenen Bett unterwegs zu sein, dort rasten zu können, wo man mag - für Nina Heyder bedeutet das vor allem eines: Freiheit.
Geschäftskonzept: Zelten auf Privatgrundstücken
In den USA stieß sie auf das Geschäftskonzept, auf Privatgrundstücken zu campen. Weil sie diese unkomplizierte, günstige Art zu reisen, auf ihrer dreijährigen Weltreise schätzen gelernt hatte, wollte sie diese Erfahrungen nach ihrer Rückkehr ein Stück weit nach Deutschland und Europa importieren.

Die Zeltplätze von "ZeltzuHause" sind sehr persönlich. Rund 250 hat Nina Heyder bislang im Angebot.
Foto: privat
Eine Marktlücke, denn anders als in Übersee ist Wildcampen in Deutschland und im europäischen Ausland häufig nicht erlaubt. „Hier stößt man immer wieder auf Fragen wie: Wo darf ich mein Zelt aufstellen; wo ist der nächste Campingplatz? Das hält einen davon ab, komplett abzuschalten und sich aufs (Rad-)Wandern zu konzentrieren“, sagt Heyder.
Portal „„zeltzuhause“ ist seit 2020 online
Noch während ihrer Reise begann Heyder, ihr Geschäftsmodell und einen Businessplan zu entwickeln. Am 1. Januar 2020 ging sie mit ihrem Portal „„zeltzuhause“ online. Ihre Geschäftsidee kam an. In ihrem Heimatbundesland Nordrhein-Westfalen wurde sie für ihre innovative Geschäftsidee mit einem Gründerstipendium unterstützt.

Wenn Nina Heyder nicht zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs ist, trifft man sie oft mit ihrem grünen VW-Bulle.
Foto: privat
Und so funktioniert es: Heyder bringt auf ihrer Plattform Aktivtouristen und Anbieter von Campingmöglichkeiten zusammen. Dafür sucht sie Privatpersonen, die einen Teil ihres Grundstücks oder Gartens an (Rad-)Wanderer vermieten. Neben einem Platz für das Zelt gehört eine Toilette zum Mindesstandard. Wer sein privates WC nicht teilen mag, sonst aber Interesse hat, Campern einen Platz fürs Zelt anzubieten, kann sich mit Heyder beraten, welche unkomlizierten WC-Alternativen es gibt.
Aktivurlauber sollen es leichter haben
Wichtig ist der Unternehmerin, dass der private Zelt-Platz nicht mehr als zehn Kilometer vom (Rad-)Wanderweg entfernt ist. „Gerade an den Rad- und Wasserwanderwegen fehlt es an Plätzen, wo Aktivtouristen auch abseits von Campingplätzen ihr Zelt aufschlagen können.“ Auf Campingplätzen habe man als Wanderer in der Hauptsaison oft keine Chance, spontan einen Platz zu finden, weil alles ausgebucht sei. Außerdem stelle längst nicht jeder Campingplatz Flächen für Zelte zur Verfügung.

Bulli-Besitzerin Nina Heyder nutzt ihr Campinggefährt auch gern zum Arbeiten.
Foto: privat
Heyder ist bundesweit aktiv. Im Landkreis Cuxhaven hat sie gleich zwei Radwanderwege ins Programm aufgenommen: den Nordseeküsten-Radweg, der von der niederländischen Grenze durch Niedersachsen, Hamburg und Schleswig-Holstein verläuft. Und den Weserradweg. Bislang habe sie im Kreisgebiet noch keinen privaten Vermieter gefunden. Sie hofft, dass sich das ändert.
„„zeltzuhause“ sucht sportliche Botschafter
Helfen könnten auch Botschafter. Menschen, die selbst viel Radfahren oder wandern und entlang des Nordseeküsten-Radweges im Kreis Cuxhaven unterwegs sind. Wer Lust hat, für „„zeltzuhause“ zu werben, kann sich mit der Wuppertalerin in Verbindung setzen. „Anderenorts“, sagt Heyder, „hatten wir mit dieser Methode schon Erfolg“.
Radwege in der Region
Karte: Mapcreator.io | OSM.org
Rund 250 Zelt-Plätze werden über Heyders Plattform bislang deutschlandweit vermittelt. Die Zahl der Privaten schätzt die Unternehmerin auf etwa 70-80 Prozent. Der Rest sind offizielle Campingplätze.

Bei einer Weltreise - hier in Neuseeland - kam Nina Heyder auf die Idee, sich mit einem Buchungsportal für Camper selbstständig zu machen.
Foto: Privat
Gastgeber können ihre privaten Übernachtungsmöglichkeiten kostenlos bei „„zeltzuhause“ registrieren. Gäste zahlen einen prozentualen Aufschlag an das Portal. Aktuell betreibt Heyder ihr Unternehmen noch nebenberuflich. Sie hofft, dass sich das in diesem Jahr ändert. Wenn es gut läuft, möchte sie nach dem deutschen auch den europäischen Markt für Aktivurlauber besser erschließen.