Bremerhaven

Wird Bremerhaven beim Katastrophenschutz vom Land benachteiligt?

Flutkatastrophen wie die im Ahrtal haben gezeigt, wie wichtig der Katastrophenschutz ist. Jetzt schlägt die Johanniter Unfall-Hilfe Alarm: Das Land benachteilige Bremerhaven gegenüber der Stadt Bremen bei der Ausstattung.

Jan Lückert von den Johannitern und SPD-Politiker Holger Welt (links) stellen den 20 Jahre alten Krankentransportwagen vor. Foto: Hartmann

Jan Lückert von den Johannitern und SPD-Politiker Holger Welt (links) stellen den 20 Jahre alten Krankentransportwagen vor. Foto: Hartmann

Foto: Arnd Hartmann

Beim Katastrophen- und Zivilschutz arbeiten neben der Berufsfeuerwehr viele Organisationen in Bremerhaven zusammen. Eine von ihnen ist die Johanniter-Unfall-Hilfe (JUH). Für die ehrenamtlichen Helfer der Johanniter ist es wichtig, bei der Ausrüstung auf dem Stand der Zeit zu sein: Und da sieht Jan Lückert von den Johannitern derzeit ein Ungleichgewicht zwischen der Stadt Bremen und Bremerhaven.

So sollen zwei neue Krankentransportwagen (KTW) des Bundes in die Stadt Bremen gehen, obwohl das Fahrzeug der Johanniter in Bremerhaven das älteste ist, das die meisten Einsätze auf dem Buckel hat.

Noch mit Schlepptragen ausgestattet

„Darüber wundern wir uns schon“, sagt Lückert. Er öffnet die Türen des zwanzig Jahre alten „Oldtimers“. Das Fahrzeug ist gut gepflegt, dennoch sieht man, dass es aus einer Zeit stammt, als noch Gerhard Schröder Bundeskanzler war. Die Lackierung hat etwa noch einen Elfenbein-Ton. Das Innere wirkt ebenfalls etwas aus der Zeit gefallen. „Das sind Schlepptragen“, erklärt Lückert. Krankenhäuser seien heutzutage gar nicht mehr darauf ausgerichtet, dass Verletzte in Schlepptragen eingeliefert würden.

„Wir haben hier schon einen Austauschbedarf“, sagt Lückert. Denn der „Oldtimer“ kommt immer mit, wenn es in Bremerhaven brenzlig wird - von der Tat am Lloyd-Gymnasium über die Evakuierung eines Krankenhauses nach Bombendrohung bis hin zum Reizgas-Vorfall im Klimahaus.

„Anrecht auf gutes Material“

Der Bürgerschaftsabgeordnete Holger Welt (SPD) wollte diese Ungleichbehandlung nun öffentlich machen, schließlich, erklärt er, hätten die Ehrenamtlichen verdient, moderne Ausrüstung zu erhalten. Er hatte eine Berichtsbitte in der Innendeputation aufgegeben. „Wer im Katastrophenschutz mitarbeitet, hat ein Anrecht auf gutes Material.“

Es erschließe sich ihm deshalb nicht, warum andere, wesentlich jüngere Einsatzfahrzeuge in der Stadt Bremen vorher ausgetauscht werden sollten. „Wäre die Zuteilung sachgerecht und entsprechend der vereinbarten Quoten, dann müssten in 2023 voraussichtlich sogar beide KTW Typ B in der Seestadt ausgetauscht werden.“

17 Prozent der Fahrzeuge stehen in Bremerhaven

Der Fahrzeugbestand an Bundes-Zivilschutzfahrzeugen im Land Bremen umfasst 47 Einsatzwagen, davon 8 in Bremerhaven, was nur einer Quote von 17 Prozent entspricht - obwohl Bremerhaven sich mit um den stadtbremischen Hafen kümmert.

In Bremerhaven stehen der Ortskatastrophenschutzbehörde zwei Fahrzeuge zum Brandschutz, zwei Fahrzeuge gegen ABC-Gefahren und vier Fahrzeuge im Sanitätsdienst zur Verfügung - wozu auch der in die Jahre gekommene Krankentransportwagen der Johanniter gehört.

Das Land Bremen stellt selber, im Gegensatz zu anderen Ländern, keine Fahrzeuge für den Katastrophenschutz zur Verfügung. Der Bund wiederum erreicht seine Sollzahlen an Fahrzeugen für das Land Bremen derzeit nicht - das ist aber wiederum ein anderes Thema.

Grantz will in Bremen das Gespräch suchen

Oberbürgermeister Melf Grantz (SPD) will nun selbst das Gespräch mit der senatorischen Behörde für Inneres suchen. Er habe als Verantwortlicher für die Ortskatastrophenschutzbehörde Bremerhaven Gesprächsbedarf, teilt Grantz mit. „Im kommenden Monat habe ich bereits einen Termin mit dem Senator für Inneres vereinbart.“

Er erhoffe sich aus dem Gespräch, dass der Verteilungsschlüssel der Fahrzeuge und deren Zuordnung nach transparenter Risiko- und Gefahrenanalyse mit einem Gesamtkonzept erfolgen werde. Für die Johanniter könnte die Geschichte noch gut ausgehen. Denn Grantz weiß: „Über die Zuteilung der beiden Krankentransportwagen ist noch nicht das letzte Wort gesprochen ist.“

Jens Gehrke

Reporter

Jens Gehrke wurde in Bremerhaven geboren und ist seit 2011 im Verlag. Der Reporter, Jahrgang 1984,  fühlt sich im Cuxland genauso zu Hause wie in der Seestadt. Der Schwerpunkt liegt auf der Politik-Berichterstattung. Privat interessiert ihn vor allem der Sport.

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