Bremerhaven

Hafensenatorin erhöht das Tempo für den neuen Bremerhavener OTB

Die Hafensenatorin trödelt nicht. Gerade hat sie den Abgeordneten im Hafenausschuss die Studie präsentiert, die die Sinnhaftigkeit eines neuen Offshore-Terminals belegt, da fordert sie auch schon im Senat über fünf Millionen Euro für die Planungen.

Mann erläutert einen Plan am Bildschirm

Der Landeshafenausschuss tagte im Bremerhavener Auswandererhaus, wo Professor Jan Ninnemann von Hanseatic Transport Consultancy die Möglichkeiten erläuterte, die die Energiewende für den Fischereihafen bietet.

Foto: Lothar Scheschonka

Am kommenden Dienstag soll der Senat grünes Licht geben für die Offshore-Pläne von Hafensenatorin Claudia Schilling (SPD). Bereits im Mai soll der Startschuss fallen, damit im Süden der Stadt alles vorbereitet wird für die Energiewende. Dazu gehört auch ein Hafen im Blexer Bogen, mit einem Offshore-Terminal, einem Landungssteg für Wasserstoff-Import, und sogar einem Dockhafen für das Recycling von Schiffen. Um die Planungen voranzutreiben, soll der Senat 4,2 Millionen Euro in den kommenden Jahren bis 2026 bereitstellen. Dazu kommen Personalmittel von rund 1,2 Millionen Euro.

Von Wasserstoff-Import bis Offshore

Am Freitag hatten in einer Sondersitzung des Landeshafenausschusses viele Bürgerschaftsabgeordnete Tempo angemahnt, damit die Chancen auf Firmenansiedlungen und neue Arbeitsplätze, die die Energiewende für die Seestadt bietet, auch genutzt werden. Die Chancen hatte Professor Jan Ninnemann aus Hamburg skizziert, der eine Potenzialstudie für den Fischereihafen ausgearbeitet hatte. Das reicht vom Wasserstoff-Import und der Batterieproduktion über CO2-Export bis zum Recyceln von Rotorblättern oder Schiffen. Ganz oben in der Bedeutung steht aber das Thema Offshore. Und: Besonders interessant werde Bremerhaven als Standort für die Industrie, wenn es im Fischereihafen einen direkten Zugang zur Weser gibt mit ausreichenden Wassertiefen für große Schiffe. Die Fischereihafenschleuse reicht da nicht.

OTB scheiterte - was ist nun anders?

Dieser Energiewendehafen, wie ihn Regierungschef Andreas Bovenschulte (SPD) genannt hat, würde am besten dort gebaut, wo bereits der Offshore-Terminal (OTB) geplant war: im Blexer Bogen. Der OTB war vor Gericht krachend gescheitert. Was ist jetzt anders?, fragte Hauke Hilz (FDP).

Die Antwort gab Schilling: „Die Welt hat sich gedreht“, sagte sie. Die Ausbauziele der Bundesregierung für Offshore-Windenergie seien enorm gestiegen. Und die Regierung wolle die Abhängigkeit vom russischen Gas beenden. Außerdem gebe es Überlegungen, Planverfahren zu beschleunigen.

Spannend war die Frage, wie die Grünen mit dem Thema umgehen, nachdem der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) die Neuauflage eines OTB abgelehnt hatte.

Der grüne Bürgerschaftsabgeordnete Robert Bücking lehnte den zusätzlichen Dockhafen neben einem Terminal ab - wegen der massiven Belastungen für die Natur. Für alle anderen Hafenlösungen zeigte er sich offen.

SPD, FDP und CDU unterstützen die Planungen

Nun müssten Standortalternativen geprüft und der Bedarf schlüssig nachgewiesen werden, sagte Bücking. Zur Erinnerung: Der OTB scheiterte vor Gericht auch deshalb, weil nicht ausreichend dargelegt werden konnte, dass der Hafen genau an dieser Stelle alternativlos ist.

Die Vertreter von SPD, FDP und CDU unterstützten vorbehaltlos die Planungen. „Die Studie zeigt auf, wie viel Leistungskraft in unserem Fischereihafen für die Zukunft steckt“, sagte Jörg Zager (SPD). Alle Politiker forderten dringend eine finanzielle Beteiligung des Bundes.

Auch die SPD hat Probleme mit einem zusätzlich Dockhafen. Warum geht das Recycling von Schiffen nicht in einem normalen Trockendock, etwa auf der Lloyd Werft?, laute die Frage. Ninnemann stellte klar: Wird ein Schiff verschrottet, ist es Sondermüll. Dazu bedarf es bestimmter Auflagen. Deshalb müsste ein Trockendock komplett umgewidmet werden. Mal ein Schiff hier bauen, mal eines verschrotten - das gehe nicht. Es sei also ein Abwrackdock nötig, oder ein eigener Dockhafen.

Klaus Mündelein

Reporter

Klaus Mündelein kümmert sich im Bremer Büro um die Landespolitik. Er hat in Münster studiert und volontiert und kam vor fast 30 Jahren zur Nordsee-Zeitung.

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