Klaus Becké, der Vorsitzende des Vereins von Kunst & Nutzen, will in diesem Jahr mit seinen Stipendiaten den Außenraum bespielen. Die beiden Künstler, die die Jury ausgesucht hat, fasziniert vor allem das Wetter hier. Und wenn sie das genauer beschreiben sollen, nennen beide den Wind. Nachdem Tomas Kleiner im Februar seine Rettungsschirme am Deich fliegen ließ, interessiert sich Nachfolger Davide Tidoni vor allem für Klänge. So könnte er sich vorstellen, ein Mikrofon auf einem Gebäude zu installieren, um dort die Geräusche des Windes einzufangen. Das habe er bereits mehrere Male versucht, berichtet Tidoni, doch es sei ihm nie gelungen. „Es war immer zu wenig Wind“, klagt er. Das sei hier nun definitiv anders. Der Containerhafen interessiere ihn ebenfalls. „Dort hallt es so schön“, glaubt er.
Positiver Eindruck von der Stadt
Ob ihm Bremerhaven zuvor ein Begriff gewesen sei, will Stadtrat Michael Frost vom Neuankömmling erfahren. „Ich wusste, dass es Bremerhaven gibt. Mehr nicht“, antwortet Tidoni. Sein erster Eindruck sei allerdings sehr positiv, zumal er gleich einen Freund getroffen habe, den er aus anderen Zusammenhängen kannte: Jonas Hummel vom Vorstand des „Werk“-Vereins.
Was er genau in der Stadt machen wird, weiß der Italiener, der in Mailand aufgewachsen ist und heute in Brüssel lebt, noch nicht genau. Seine Kunst lässt sich schwer beschreiben. Sie passe in keine Schublade, findet der Stipendiat. Er bewege sich zwischen den Polen visueller und ausübender Kunst. „Ich muss etwas finden, das zu mir passt“, schiebt er hinterher.
Er möchte sich nicht fotografieren lassen
In diesem Moment unterbricht der Fotograf das Gespräch, er möchte den Künstler gerne für diesen Text ablichten. Doch Tidoni ist schneller. Er zieht schnell die Kapuze übers Gesicht, will sich nicht fotografieren lassen. Stattdessen redet er über das Tide-Festival, das bisher in Berlin, Tallinn, Brüssel und auf einer griechischen Insel stattfand.
Das Atelier in der Gartenstraße sei sehr schön, er benötige es aber für seine Zwecke nicht, sagt er, ihm reiche die Wohnung. „Die meiste Arbeit mache ich draußen“, sagt er. Und zum Abmischen der Geräusche sei das Atelier nicht geeignet, da stimme die Akustik nicht.
In Bremerhaven möchte er mit Jens Carstensen vom Verein „unerhört“ zusammenarbeiten. Und endlich ein typisch norddeutsches Gericht wie Labskaus essen.