Bremerhaven

Warum Rosi Mittermaier in Bremerhaven nicht kuscheln wollte

Trauer um Rosi Mittermaier: Die legendäre Ski-Sportlerin zählte zu den beliebtesten Stars in Deutschland. Auch bei einem Besuch in Bremerhaven trat sie mit ihrem Ehemann sehr sympathisch auf. Und es gibt sogar familiäre Bezüge zu Bremerhaven.

Zwei Menschen vor einem Containerschiff.

Deutschland trauert um Gold-Rosi. Die Sportlegende Rosi Mittermaier starb mit 72 Jahren. 2009 hatte sie Bremerhaven besucht. Die Nordsee-Zeitung ermöglichte ihr und ihrem Mann Christian Neureuther damals eine Besichtigung des Container-Terminals.

Foto: Scheer

Drei Tage lang drehte sich im Februar 2009 im Klimahaus Bremerhaven alles ums Wetter. Rund 750 Interessierte verfolgen die Vorträge über extreme Wetterereignisse und deren Ursachen. Dabei waren auch Sport-Legende Rosi Mittermaier und ihr Mann Christian Neureuther.

Mittermaier und Neureuther wollten mit der Organisation der Ski-Weltmeisterschaft in Garmisch-Partenkirchen 2011 unter Beweis stellen, dass der Wintersport trotz des Einsatzes von Kunstschnee klimafreundlich sein kann. „Dass in Tirol zehn Prozent des gesamten Energieverbrauchs für die Erzeugung von Kunstschnee verbraucht wird, zeigt, wie groß das Potenzial ist“, sagte Neureuther damals.

Zusammen mit der nun im Alter von 72 Jahren verstorbenen Rosi Mittermaier warb er schon damals auch für die Verwendung von klimafreundlichen Solarkollektoren auf den Dächern.

Hafenbesichtigung begeisterte die Bayern

Die Nordsee-Zeitung hatte den einstigen Ski-Assen damals eine Besichtigungstour durch ansonsten unzugängliche Bereiche des Hafens ermöglicht. Schiffe so groß wie Häuser, viel Wasser und der Deich - „super“, sagte Rosi Mittermaier. Und der leichte Schneefall während der Tour brachte noch etwas Heimatgefühl mit. „Extra für uns, oder?“, fragte Neureuther, der von der Seestadt begeistert war.

Wie sie NZ-Reporterin Lili Maffiotte damals erzählten, war an ihrem Hotelzimmer in der Früh ein Schiff vorbeigeschippert: „Ich war total abgeschrieben, kuscheln wollte Rosi nicht mehr mit mir, sie wollte nur aus dem Fenster schauen“, sagte Neureuther lachend.

Der Hafen hielt noch weitere Überraschungen parat. „Schau Rosi, das sind riesige Gabelstapler“, rief Neureuther und zeigte auf die Van Carrier.„Das ist ja ein Wahnsinn“, sagt sie. „Bremerhavener zu sein ist doch nicht so schlecht“, stellte Neureuther fest, „ganz im Gegenteil.“

Doch nicht nur der Besuch der Klimakonferenz zog die Sportler nach Bremerhaven. Die urbayerische Familie von Christian Neureuther hat familiäre Verbindungen zur Seestadt: Neureuthers Vater wurde in Bremerhaven geboren. Gemeinsam mit Rosi Mittermaier war er zum ersten Mal in Bremerhaven und der Vergangenheit seines Vaters auf der Spur.

Eine Reise in die Vergangenheit

Opa Karl Neureuther wollte Medizin studieren, das durfte er aber nicht. Er sollte nach Familientradition zum Militär, was er aber nicht wollte. Seine Rache: Er ging zur Marine – nach Bremerhaven. Sein Sohn Gottfried wurde hier geboren, so stand es in dessen Pass. „Zeit seines Lebens eine Schmach für meinen Vater“, sagte Ski-Ass Christian Neureuther 2009 im Gespräch mit der Nordsee-Zeitung.

Als Grund sah der Skirennfahrer die Leidenschaft für die Berge: „Wissen’s, wir sind eine urbayerische Familie. Mein Vater hat Berge bestiegen, er war einer der Begründer der Bergwacht – und dann Bremerhaven als Geburtsstadt, das ist überhaupt nicht gegangen.“

Opa Karl hat das wenig gestört. Er wurde U-Boot-Kommandant, schrieb über seine Erlebnisse auch ein Buch. Seinen Sohn Gottfried jedoch hielt nichts auf dem platten Land – die mehrere Generationen starken Berg-Gene brachen durch. So zog es ihn zurück in Richtung Bayern.

Doch auch für den in Bremerhaven geborenen Papa Gottfried gab es ein Happy End. Zum 70. Geburtstag hat sein Sohn ein Tonband aufgenommen und darin den damaligen bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß zu Wort kommen lassen. Von Strauß war darin zum Thema Geburtsort zu hören: „Herzlichen Glückwunsch und ich erteile Ihnen hiermit die Absolution.“

Hier der Artikel aus der NORDSEE-ZEITUNG vom Februar 2009:

Warum Rosi Mittermaier in Bremerhaven nicht kuscheln wollte

Ein Mann und eine Frau stehen vor Schiffen.

Christian Neureuther und Rosi Mittermaier waren stets unkomplizierte Stars. Bei ihrem Besuch im Container-Terminal in Bremerhaven 2009 taten sie für unseren Fotografen Wolfhard Scheer zum Spaß so, als würden sie ein Schiff vertäuen.

Foto: Scheer

NZ-Fotograf Wolfhard Scheer: So war das mit Gold-Rosi im Hafen

Wie kam es 2009 zu der Tour von Rosi Mittermaier und Christian Neureuther durch den Hafen von Bremerhaven?

NZ-Fotograf Wolfhard Scheer erinnert sich:

„Rosi Mittermaier und Christian Neureuther hatten während des Kongresses im Klimahaus gesagt, dass sie gerne den Hafen sehen würden. ,Hier kommen wir nie wieder hin‘, meinten sie. Da hab ich einfach beide in mein Auto gepackt und bin mit ihnen in den Hafen gefahren – auch in Bereiche, wo selbst die sonst nicht hingekommen wären. Christian Neureuther hat vorne gesessen, Rosi hinten.

Während der Fahrt bekam Christian Neureuther einen Anruf von seinem Sohn aus Japan. Der war damals zu einem Weltcup-Rennen dort. Neureuther hat ganz normal mit seinem Jungen telefoniert, und auch sonst waren beide völlig unkompliziert, sehr offen und sehr angenehm.

Auf der Kaje im Container-Terminal waren Christian Neureuther und Rosi Mittermaier völlig beeindruckt von der Größe der Schiffe und der Containerbrücken. Nach dem Aussteigen haben sie selbst Erinnerungsfotos gemacht – und dann bei meinen Fotos ganz wunderbar mitgemacht.

Beide waren zwar Super-Stars, sie hatten aber überhaupt keine Star-Allüren.“ (cli)

Regina Konradi

Volontärin

Regina Konradi, Jahrgang 1995, ist in Bremen-Nord geboren und aufgewachsen. In Bremen und Oldenburg studierte sie Sprachwissenschaften. Nun hat es sie an die Küste nach Bremerhaven und damit der NZ verschlagen. Dort ist sie seit Oktober 2021 Volontärin.

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